5. Januar 2014

Rezension: Retrum

Infos zum Buch
Autor: Francesc Miralles
Preis: 14, 95 € (Klappenbroschur)
Seiten: 352
Verlag: Loewe
Reihe:
1. Retrum
2. La nieva negra (bisher nur in Spanien erschienen)

Kurzbeschreibung
Nach dem Tod seines Zwillingsbruders ist Christian zum Einzelgänger geworden. Am liebsten verbringt er seine Zeit auf dem Friedhof. So lernt er Alexia, Robert und Lorena kennen. Sie nennen sich Retrum und übernachten regelmäßig auf Friedhöfen, um mit Toten in Kontakt zu treten. Christian ist von Alexia völlig fasziniert und schließt sich der Clique an. Doch er weiß nicht, dass er damit das Tor zu einer Welt voller dunkler Schatten und düsterer Offenbarungen öffnet. Denn was als Spaß beginnt, wird zur tödlichen Gefahr.


Eigene Zusammenfassung
Nicht nötig, da die Kurzbeschreibung reicht.

Meine Meinung
Das Cover ist düster und passt super zur Geschichte und deren Atmosphere. Man sieht die Silhouetten von Grabsteinen vor einem Hintergrund, der an zerknittertes Papier erinnert. Das ganze Buch besitzt eine tolle Gestaltung: der Schnitt ist schwarz, die Seiten sind innen mit Flecken oder auch Kratzern verziert. Die Geschichte ist in fünf Teile mit mehreren Kapiteln unterteilt; am Anfang eines jeden Teils gibt es ein düsteres Schwarz-Weiß-Bild, das zur Geschichte passt.
In Retrum geht es um Tod und Verlust, Poesie und Philosophie und darum, das nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Ignoriert am besten den "Thriller"-Schriftzug auf dem Cover - bis auf das letzte Viertel ist das Buch nämlich nicht wirklich einer. Aber Spannung gab es durchaus, nur eher auf eine ruhige, lauernde Art. Mir persönlich gefiel das sehr, weil es einfach besser zur Geschichte und den Figuren gepasst hat, die allesamt etwas Besonderes waren. Jeder Charakter hatte seine Eigenarten und Geheimnisse, von denen einige wirklich düster und bedrohlich waren.
Der Protagonist, der die Geschichte in Ich-Form und der einfachen Vergangenheit erzählt, ist Chris. Sein Bruder Julian ist gestorben; er gibt sich die Schuld daran und befindet sich zu Beginn des Buches in einer Art düsteren Zombie-Starre, von der er sicher ist, sie nie wieder verlassen zu können. Doch dann trifft er auf Alexia, Robert und Lorena. Die drei geheimnisvollen Jugendlichen ziehen ihn sofort in ihren Bann und sind für ihn ein Lichtblick im deprimierenden Trott seines Alltags. Ich konnte Chris' Stimmung gut nachvollziehen und fand ihn schnell sympathisch, obwohl ich manchmal fand, dass er ein bisschen zu sehr in Selbstmitleid versank. Ein wichtiger Teil seines Lebens sind Schauerliteratur, Poesie und Musik, sodass oft Zitate und philosophische Gedankengänge vorkamen. Ich mochte diese Nachdenklichkeit und habe sie während des Lesens ein wenig übernommen, weil es mir so leicht fiel, die Welt durch Chris' Augen zu sehen. 
Alexia ist eine rätselhafte Persönlichkeit. Ich fand zwar nicht alles gut, was sie getan oder gesagt hat, konnte es aber immer nachvollziehen. Zum Ende hin steigerte sich die Spannung wegen ihr immer weiter, bis dann das große Geheimnis raus war. Die Gefühle zwischen Chris und ihr entwickelten sich allmählich und natürlich, weder zu schnell noch zu langsam.
Lorena und Robert waren beide sehr coole Nebenfiguren, auch wenn mich Lorena mit ihrer Art oft genervt hat.

Der Schreibstil ist relativ schnörkellos und auch nichts absolut Wiederekennbares, aber hier hat mich das nicht wirklich gestört. Retrum lebt eher von seiner Handlung und den Protagonisten. Der Schreibstil ließ sich schnell und flüssig lesen, ohne dabei flach oder langweilig zu wirken. Die Atmosphäre ist oft düster und bedrohlich, was gut zur Geschichte passte und das Buch - trotz den Themen Tod und Friedhof - sehr lebendig wirken ließ.
Das Ende ließ mich leider etwas enttäuscht zurück, weil ich etwas Raffinierteres erwartet hatte; aber die Erklärung ist gut gelungen und es werden fast alle Fragen beantwortet.

Fazit

Trotz einiger Schwachstellen konnte mich Retrum überzeugen. Poesie und Philosophie sind im Buch ebenso vorhanden wie interessante Charaktere und Ideen. Das Ende hat mich leider enttäuscht und der Schreibstil hat mich auch nicht wirklich umgehauen, aber wer nach einem düsteren Buch für zwischendurch sucht, sollte Retrum auf jeden Fall eine Chance geben. Ich vergebe 3,5 von 5 Punkten und hoffe, dass der zweite Teil auch übersetzt wird. Tschüss und habt noch einen schönen Sonntag:-)
*Fotos*

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