23. April 2014

Nicht-Rezension zu "Die Bestimmung" von Veronica Roth oder: Gedanken

Hallo ihr!
Nicht-Rezension bedeutet, dass ich vor allem etwas über meine Gefühle und Gedanken zu dem Buch schreiben werde. Wenn ihr selbst etwas dazu loswerden wollt, dann zögert nicht, es in die Kommentare zu schreiben. Es wird auch einige Spoiler geben, aber diese werde ich so => Spoiler verbergen, dass ihr sie nur lesen könnt, wenn ihr den Text markiert. Für die Handlung usw. ist hier der Link zur Verlagsseite.

Gut. So viel zur Einleitung.

Ich könnte gerade lachen und weinen und ausrasten auf einmal, einfach weil dieses Buch DER WAHNSINN ist. Es macht mich fertig, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Ich könnte schreien wegen all der Ungerechtigkeit, die passiert, und ausrasten, weil Veronica Roth eine Meisterin des Überraschungseffekts ist. Vor allem, was das Ableben einiger meiner Lieblingscharaktere überhaupt angeht. Ich liebe das Buch und die Charaktere so sehr.




Wenn ich darüber nachdenke, um was es im Buch eigentlich geht, dann komme ich ziemlich ins Grübeln. Erstmal ist da ein Mädchen, das in einem streng geregelten System lebt und sich aus einer Außenseiterposition hochkämpfen muss, wie in so vielen Büchern. Aber hinter dieser "offensichtlichen" Handlung steckt so viel mehr.
Es geht um Angst.
Es geht darum, dass Angst einen fertigmachen kann, aber auch, dass man mit ihr leben kann. Die Autorin zeigt, dass es verschiedene Wege gibt, gegen die Angst zu arbeiten. Man kann mutig sein. Man kann abhärten bis zur völligen Grausamkeit. Man kann der Angst ins Auge blicken, aber man darf sich von ihr nicht unterkriegen lassen. Man kann die Angst zulassen, aber sie sollte nicht alle Handlungen eines Menschen steuern. Man muss die Angst in einem gewissen Maß halten, da man sonst wahrscheinlich das Falsche tut. Aber was ist das Falsche? Und wer darf das beurteilen?
Das sind alles Möglichkeiten und Fragen, die im Buch aufgezeigt werden. Es gibt Charaktere, die mit ihrer Angst leben, die sie zulassen, doch die es auch schaffen, ihre Angst zu kontrollieren. Und es gibt die anderen. Die, die ihre Angst mit Härte bekämpfen und völlig skrupellos werden. Das finde ich beängstigend. Aber auch spannend. Sie sind ein wichtiger Teil des Buches, diese Arten, der Angst zu begegnen.
Es geht auch darum, wie Menschen sich verändern. Was kann ein Mensch ertragen, ohne dass es Einfluss auf seine Persönlichkeit nimmt? Wie viel kann er mit ansehen? Und was passiert danach?
Es geht ums Schubladendenken (hier in Form der Fraktionen) und den Kampf dagegen.
Kann ein Mensch immer nach ein und demselben Muster leben, handeln und denken? Menschen sind nicht dazu gedacht, in Schubladen zu landen; das ist es, was im Buch schonungslos bewiesen wird. Was passiert, wenn man Menschen in Kategorien unterteilt? Friedliche, selbstlose, ehrliche, wissbegierige und furchtlose Menschen. Als ob das alles wäre, was an Charaktereigenschaften existiert. Und so ist es ja eben nicht. Genau das stellt die Autorin dar. Es gibt in "Die Bestimmung" nicht nur schwarz oder nur weiß, kein nur böse oder nur gut. Jeder hat von allem etwas in sich, von manchen Eigenschaften mehr, von anderen weniger.
Allerdings kann im Buch beispielsweise wissbegierig auch für rücksichtlos und eiskalt stehen, denn manches Wissen fordert seinen Preis. Und furchtlos kann schnell zu gnadenlos werden; furchtlos bzw. tapfer kann aber auch selbstlos bedeuten.
"Ich habe eine Theorie, wonach Selbstlosigkeit und Tapferkeit eigentlich dasselbe sind. Dein ganzes Leben lang hast du dich darin geübt, dich selbst zu vergessen, und genau das passiert, wenn man in Gefahr schwebt. Man vergisst sich selbst."   (S.331)

Ich mache mal einen Sprung und komme zu den Charakteren.
Tris. Die Hauptfigur. Das Mädchen, das in keine Schublade passt. Sie ist unbestimmt. Und ich mag sie so sehr. Ich mag ihren Sarkasmus, ich mag ihre selbstlose Persönlichkeit, auch wenn sie oft von sich behauptet, egoistisch zu sein. Es tut weh, mitzuerleben, was sie alles mit ansehen muss. Aber es ist auch interessant, mitzuverfolgen, wie sie immer stärker wird. Wie sie an ihre Grenzen kommt. Wie sie ihrer Angst begegnet und diese sie nicht lähmt, sondern stärker macht.
Four. Tris' Freund, der auch sehr interessant und ein toller Charakter ist. Seine Vergangenheit, sein Auftreten, seine gesamte Persönlichkeit. Er ist eine wichtige, handlungstragende Figur, dessen Interaktion mit Tris immer stimmig und vor allem immer vorhanden ist. Ich mag auch seine Stimmungswechsel, die im Nachhinein immer einen bestimmten Sinn ergeben. Ich finde seinen Mut bewundernswert. Und ich finde es klasse, dass er nie ein Anführer oder etwas ähnlich Wichtiges sein wollte, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Er ist einfach sehr bodenständig und ich kann seine Handlungen nachvollziehen.
Was ich an dem Buch auch liebe, sind die Nebencharaktere.
Christina. Tris' beste Freundin und einfach nur cool.
Al. Wieso, wieso musste er sterben? Das war eine der Szenen, die mich beinahe zum Weinen gebracht hat. Ich werde ihn vermissen. Er ist sooooo ein toller Charakter und einer der Besten der Reihe. Auch wenn er etwas ziemlich Scheckliches getan hat, werden seine guten Momente für mich immer überwiegen.
Eric. Das größte Arschloch (sorry für das Wort), das mir in allen Büchern, die ich bisher gelesen habe, überhaupt je untergekommen ist. Und das beste Beispiel für das, was dabei herauskommt, wenn Angst mit Grausamkeit vertauscht wird. Er ist einer meiner vielen Lieblingscharaktere im Buch, weil ich mir mehr als einmal den Kopf über ihn und seine Beweggründe zerbrochen habe. Er ist einer dieser Antagonisten, die keinen Funken Gutes in sich tragen, und er hat mich ziemlich erschreckt. Er ist gruselig. Doch er ist trotzdem einer meiner Lieblingscharaktere. Aber ich weiß genau, was im nächsten Teil mit ihm passieren wird, und ich könnte schon wieder ausrasten und schreien. Auch wenn er es irgendwo verdient hat.
Tris' Mutter. Einer der interessantesten und vielschichtigesten Charaktere überhaupt. Ich war zwar auf ihr Ende vorbereitet, doch es hat mich fertig gemacht. Wirklich. Sie sorgt für mehr als eine Überraschung, und ich mag sie. Sie ist mutig. Und sie hat Geheimnisse. Sie liebt Tris über alles und sie ist eine Kämpfernatur, die selbst dann weitermacht, wenn alles verloren scheint.  
Uriah, Lynn und Marlene. Drei Ferox, die zu Tris halten, als sie ganz alleine ist. Die drei sind so genial und sorgen oft für Humor.
Will. Noch so einer, wo ich ausrasten könnte, weil er tot ist. Als Tris ihn erschossen hat, habe ich beim ersten Lesen des Buches erst mal eine Minute mit offenem Mund dagesessen.
Peter. Den kann ich überhaupt nicht leiden und daher ist er auch keiner meiner Lieblingscharaktere, aber er verdient hier einfach Erwähnung, weil er eine wahnsinnig komplexe Figur ist.

Ich liebe dieses Buch so sehr, dass es fast wehtut. Auch wenn das jetzt total übertrieben oder bescheuert klingt. Es ist die Wahrheit. 

Egal, was ihr über das Buch oder die Charaktere oder meinen Post denkt, ich würde mich freuen, wenn ihr es in die Kommentare schreibt. Weil es mich wirklich, ehrlich interessiert.

10 Kommentare:

  1. Ein toller Post und ich liebe dieses Buch auch einfach abgöttisch!
    Liebst, Emme ♥

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  2. Hach, da bin ich doch gleich wieder ins Träumen gekommen :) ... Ich habe mich auch so über die Sache mit Al (du weißt schon was) aufgeregt... Es war im Film auch einfach zu traurig. Wirklich schöne Rezi :)

    GLG Nadine

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  3. Genau deswegen mag ich die Reihe auch so sehr. Alles ist unvorhersehbar, alles könnte passieren. Ich denke Roth will das genauso wie George R. R. Martin: wenn ein Charakter in eine schwierigen Situation ist, dann soll man auch um ihn bangen und nicht wissen, dass er sowieso wieder heil rauskommt. Meiner Meinung nach ist das auch ganz richtig so. Das Leben ist kein Zuckerwatteladen und das sollte man auch nicht vergessen. Schön, dass das ein paar Autoren wenigstens nicht tun ;)

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. "Nicht wissen, dass er sowieso wieder heil rauskommt". Das trifft's wirklich und das hat die Autorin bei mir geschafft.
      Ich finde das auch gut, dass es Autoren gibt, die sich sowas trauen. Ich meine, es erfordert doch irgendwie Mut, wenn man so etwas schreibt, und den muss Veronica Roth wirklich haben :-)

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  4. Ich hab die Bücher noch nicht gelesen und musste mich echt zsm reißen, die Spoiler nicht zu lesen :D Ich bin standhaft geblieben und somit stolz auf mich ;) Ich werde demnächst auch mal damit anfangen, die Bücher zu lesen und nach deiner Nicht-Rezi bin ich noch viel neugieriger darauf :)

    Ganz liebe Grüße
    Nadine <3

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    1. Du musst die lesen, sie sind so gut! Ehrlich. Ich liebe den ersten Teil einfach nur <3

      Liebe Grüße :-)

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  5. Huhu!
    Ganz toller Post, du spiegelst sehr gut meine eigenen Gedanken, die ich beim Lesen des Buches hatte, wieder :) Ich liebe die Reihe auch, Teil 2 steht Teil 1 in nichts nach. Ich bin gespannt, wie dir die Folgebände gefallen.
    Liebe Grüße,
    Ebru

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    1. Danke :)
      Teil 2 habe ich auch schon gelesen, aber das ist schon lange her. Ich freu mich drauf :-)

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