29. Juni 2014

Rezension zu "It's kind of a funny story" von Ned Vizzini

|  Autor: Ned Vizzini  |  Preis der Taschenbuchausgabe: 6,90 €  |  Seiten: 448  |  Verlag: Disney-Hyperion  |  Titel der deutschen Ausgabe: Eine echt verrückte Story  |  Einzelband



Seit der fünfzehnjährige Craig Gilner die sogenannte Executive Pre-Professional High School in New York besucht, läuft nichts mehr so, wie es laufen sollte. Eigentlich soll ihn die Schule auf ein erfolgreiches Berufsleben vorbereiten, damit seine Zukunft gesichert ist. Doch der Druck wird für Craig immer unerträglicher; er hört auf zu essen und zu schlafen und hat immer öfter Depressionen. Eines Nachts, als seine Selbstzweifel unerträglich werden, begibt er sich ins Krankenhaus und lässt sich in eine Psychatrie einweisen. Dort sind seine Nachbarn unter anderem ein sexsüchtiger Transsexueller, ein alter Ägypter namens Muqtada und Noelle, die wegen selbstverletzendem Verhalten dort ist. Von diesen Menschen umgeben, findet Craig langsam zurück zu sich selbst und lernt, dass die Dinge oft viel schlimmer aussehen, als sie sind.



Auf dem Cover sieht man etwas, was Craig im Buch selbst tut. Er zeichnet nämlich Köpfe mit Karten anstatt Gehirnen darin, und für ihn ist das einer der Wege, seine negativen Gedanken auszuschalten. Deswegen finde ich die Idee, dieses Bild als Cover zu verwenden, sehr gut.
"It's kind of a funny story" wird von einem depressiven Teenager erzählt. Aber was ich wirklich, wirklich großartig fand, ist die Art, wie der Autor das Buch geschrieben hat. Es ist nämlich kein bisschen deprimierend, sondern voller Witz, ohne dabei jedoch albern zu wirken (okay, ein paar alberne Stellen gab es schon, aber die haben immer gepasst). Dieses traurig-ohne-traurig-zu-wirken hat mich sehr an den Schreibstil von John Green erinnert, und daher würde ich das Buch auch an Fans von diesem empfehlen. Allerdings sollte man sich dabei immer darüber im Klaren sein, dass man ein Buch von Ned Vizzini liest, einem Autor, der selbst einige Tage in einer Psychatrie verbracht hat und in etwas mehr als einem Monat danach dieses Buch geschrieben hat.

Craig, der das Buch in der Ich-Form und Gegenwart erzählt, ist depressiv. Er hat das Problem, dass sich seine Gedanken oft verselbstständigen und er an Worst-Case-Situationen denkt, wenn er es am wenigsten gebrauchen kann. Das sorgt bei ihm dafür, dass alles, was er tut, für ihn aussichtslos wirkt, da es ihm so vorkommt, dass er eh zu nichts nütze ist. Ich glaube, solche Gedanken kennt in einem gewissen Maß jeder, wenn auch vielleicht nicht in so einer starken Ausführung wie bei Craig. Ich persönlich fand es gut, dass Craig kein Optimist war, da es meiner Meinung nach in Büchern schon viel zu viele davon gibt und Craigs Gedanken darum mal eine interessante Abwechslung waren. Craig war mir von der ersten Seite an sympathisch und diese Sympathie ist später noch gewachsen, da er eine großartige Person ist - er ist hilfsbereit, anderen gegenüber sehr offen und tolerant und verstellt sich nicht, selbst wenn ihn das anderen gegenüber komplett durchgeknallt wirken lässt. Dennoch hat er oft starke Zweifel an dem, was er tut, und weiß nicht wirklich mit seinen Depressionen umzugehen - allerdings ist er bereit, Ratschläge anzunehmen, um seine Situation zu verbessern. Doch er findet einen Weg, sein Leben und seine Gedanken zu bewältigen, und auch wenn man die Verwandlung vom (scheinbaren) Loser zu einer neuen Person schon aus anderen Büchern kennt, ist es hier eben etwas anders, da Craigs Umstände völlig andere sind.
Im Buch gibt es viele Nebencharaktere, wie zum Beispiel die Leute, die Craig in der psychischen Klinik trifft. Besondere Erwähnung verdient meiner Meinung nach Noelle, die auch einiges hinter sich hat und sich trotz aller Widrigkeiten mit Craig anfreundet. Sie hat eine starke Persönlichkeit, die man ihrem Auftreten anmerkt, und ist immer für eine Überraschung gut.

Ned Vizzinis Schreibstil ist besonders. Er schafft es, über Depressionen zu schreiben, ohne dabei zu deprimieren. Was er schreibt, ist oft traurig und witzig zugleich, mal ernst und mal albern, und es passt immer alles perfekt zusammen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen, da es sich einfach nicht in Worte fassen lässt.






"It's kind of a funny story" ist ein supergutes Buch. Ich kann es empfehlen, wenn ihr etwas Lustiges mit einem ernsten Hintergrund lesen wollt, aber auch, wenn ihr etwas Ernstes lesen wollt, das mit Witzen gespickt ist. Es kommt wirklich auf die Betrachtungsweise an, ob man dieses Buch jetzt lustig oder traurig findet; für mich war es durch den außergewöhnlichen Schreibstil des Autors oft beides zugleich. Die Handlung habe ich erst spät als solche erkannt, da das Buch sich sehr auf das Innenleben des Protagonisten konzentriert, aber das fand ich auch gut so. Viel Action hätte hier einfach nicht gepasst. Ich habe an dem Buch nichts auszusetzen und werde es bestimmt noch öfter lesen, und ich fand es richtig, richtig genial. Darum bekommt es von mir 5 von 5 Sternen.

8 Kommentare:

  1. Das Buch habe ich auch erst gerade gelesen und geliebt.
    Es ist wirklich aussergewöhnlich geschrieben und ich habe die Idee von Karten anstatt Gehirnen geliebt!
    xx
    Rin

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    1. Den Schreibstil mochte ich auch sehr, und die Idee, wie seine Bilder Craig bei der Bewältigung mancher Probleme geholfen haben, fand ich auch gut :)

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  2. "It's kind of a funny story" hatte mich ebenfalls sehr berührt, aber nichtsdestotrotz mit seinen teilweise etwas skurrilen Charakteren zum Lachen gebracht. Schade finde ich nur, dass der Autor anschließend doch seinen Depressionen erlegen ist :(

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. Genau so habe ich das auch empfunden. Die Charaktere waren wirklich interessant (ich fand Jennifer/Charles besonders cool :D, zumindest glaube ich, dass der Charakter so hieß).
      Ich habe da neulich erst von erfahren und finde das wirklich schade und traurig :(

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  3. Dieses Buch sehe ich so oft, aber ehrlich gesagt habe ich bisher noch nie eine Rezension dazu gelesen xD
    Bis jetzt ;) (Tolle Rezi, wie immer ♥)
    Das Buch hört sich interessant an und irgendwie verspüre ich so einen John Green-Flair. Daher werde ich dem Buch eine Chance geben :)

    Ganz liebe Grüße ♥

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    1. Danke :)
      Es ist stellenweise sehr John-Green-mäßig, vor allem was den Humor angeht. Gib ihm unbedingt eine Chance, das Buch ist absolut großartig.

      Liebe Grüße :)

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  4. Das Buch hat mir auch sehr gut gefallen, insbesondere, da Craig und seine Depressionen meiner Meinung nach sehr realistisch dargestellt wird (vermutlich, weil Vizzini aus eigener Erfahrung schrieb, und seine Informationen nicht nur aus Lehrbüchern hatte ^^)
    Tolles Buch und tolle Rezension :)

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    1. Ich fand, dass man aus Craigs Denkweise irgendwie herauslesen konnte, dass der Autor seine Informationen über Depressionen nicht aus zweiter Hand hatte, und das finde ich gut. Aber es ist schade, dass Ned Vizzini seine Depressionen am Ende doch nicht verkraftet hat :( Dennoch finde ich, dass ihm mit diesem Buch eine schriftstellerische Meisterleistung gelungen ist.

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